Ein Beitrag von Sirin Ates, Dipl. Betriebswirtin, 25.03.2024
Der Immobilienmarkt hat in letzter Zeit eine bemerkenswerte Wende vollzogen.
Jahrelang kannten die Preise nur eine Richtung: nach oben. Doch mit dem Anstieg der Zinsen hat sich das geändert. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hat sich der Abwärtstrend gegen Ende des vergangenen Jahres vorerst stabilisiert. Dennoch verzeichneten Eigentumswohnungen im Gesamtjahr 2023 einen Preisverfall von 8,9 Prozent, Einfamilienhäuser von 11,3 Prozent und Mehrfamilienhäuser sogar von 20,1 Prozent, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) kürzlich berichtete. Besonders in den großen Städten, wo die Preise jahrelang stark angestiegen waren, war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. In den letzten beiden Jahren stand die Entwicklung der Zinsen und Preise im Mittelpunkt. Nach einer langen Phase niedriger Zinsen hat die Europäische Zentralbank als Reaktion auf die steigende Inflation die Leitzinsen erhöht. Dies führte zu deutlich höheren Finanzierungskosten und dämpfte die Nachfrage.
Das Jahr 2024 präsentiert sich als Jahr voller Komplexität.
Die wirtschaftlichen Aussichten sind eher düster, aber die Immobilienpreise bleiben dennoch hoch. Gleichzeitig sinken die Hypothekenzinsen, was zusammen mit steigenden Mieten das Interesse am Immobilienerwerb wiederbelebt. Nachdem die Zinsen im Oktober 2023 ihren vorläufigen Höchststand bei über 4 Prozent erreicht hatten, sind sie im Januar 2024 für Immobilienkäufer mit guter Kreditwürdigkeit bereits unter die Marke von 3 Prozent gesunken. Zudem hat die Europäische Zentralbank (EZB) vorerst keine weiteren Zinsschritte angekündigt. Experten erwarten daher für die erste Jahreshälfte eine Seitwärtsbewegung der Bauzinsen, während sie in der zweiten Jahreshälfte weiter sinken könnten.
Mit steigender Nachfrage steigen auch die Preise. Bereits Ende 2023 zeigte sich ein leichter Aufwärtstrend bei den Immobilienpreisen. Die in den letzten Jahren stark angestiegenen Zinsen werden mittlerweile als feste Größe betrachtet. Aufgrund der Marktveränderungen sind Verkäufer eher dazu bereit, ihre Preisvorstellungen anzupassen und zeigen sich somit verhandlungsbereiter als die Jahre zuvor.
Moderater Anstieg der Immobilienpreise in Deutschland für 2024 erwartet
Die Preise für Einfamilienhäuser stiegen sowohl für Bestandsimmobilien als auch für Neubauten deutschlandweit um 0,5 bis 1,4 Prozent. Auch die Preise für Neubau-Eigentumswohnungen legten um 1 Prozent zum Vorquartal zu. Für das Jahr 2024 wird erneut ein moderater Anstieg der Kaufpreise erwartet – vor allem Experten zufolge werden die deutschen Immobilienpreise in diesem Jahr weniger stark sinken als bisher angenommen. Eine Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter 14 Immobilienexperten ergab, dass sie voraussichtlich um durchschnittlich 1,7 Prozent fallen werden. Im vergangenen Jahr waren es noch 8,7 Prozent. Für 2025 wird sogar ein Anstieg von 3,0 Prozent erwartet.
Welche Faktoren sind wichtig für die Immobilienpreise?
Für die Bewertung von Immobilienpreisen spielen eine Vielzahl von Faktoren eine entscheidende Rolle:
- Lage
- Zustand der Immobilie
- Alter der Immobilie
- Ausstattung
- Größe und Grundstücksfläche
- Architektonische Besonderheiten
- Angebot und Nachfrage
- Wirtschaftliche Entwicklung
- Zukünftige Entwicklungen
Zusammenfassend steht der Immobilienmarkt im Jahr 2024 vor bedeutenden Herausforderungen und bietet gleichzeitig vielfältige Chancen für Investoren. Trotz der bestehenden Unsicherheiten bleibt der Immobiliensektor eine attraktive Anlageoption, insbesondere für jene, die bereit sind, sich an die sich wandelnde Marktrealität anzupassen. Immobilien werden weiterhin als zuverlässiger Schutz gegen Inflation betrachtet und bieten langfristige Möglichkeiten für die private Altersvorsorge, einschließlich Investitionen in Pflegeimmobilien. Trotz der vorhandenen Unsicherheiten präsentiert der Immobiliensektor weiterhin eine Fülle von Gelegenheiten für Investitionen und Wachstum.